Anne Oakley: Mit ihrem Gewehr brachte sie Männer zur Raserei - WELT (2024)

Geschichte Scharfschützin Anne Oakley

Bereits als Jugendliche konnte Annie Oakley ihren Lebensunterhalt als Scharfschützin verdienen. In Buffalo Bills Wildwest-Show wurde sie zu einer nationalen Ikone, der sogar der Papst und die bessere Gesellschaft Europas zujubelten.

| Lesedauer: 3 Minuten

Von Berthold Seewald

Freier Autor Geschichte

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Die Glaubensgemeinschaft der Quäker zeichnet sich durch ihre Gewaltfreiheit aus. Doch kann es Extremsituationen geben, in denen Gemeindemitglieder zur Waffe greifen. Ein berühmtes Beispiel bietet Annie Oakley. Als sie am 13. August 1860 im US-Bundesstaat Pennsylvania geboren wurde, musste sich ihre vielköpfige Quäkerfamilie Tag für Tag dem Kampf ums bloße Überleben. Die schlechten Böden ihrer Farm am Rande der Wildnis füllten kaum den Kochtopf. Als 1866 der Vater starb, kam Annie zu Leuten, die sie wie eine Sklavin behandelten. Also griff sie sich ihr Gewehr.

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Nicht dass sie zur Mörderin wurde. Annie Oakley floh und fand bei ihrer Mutter, die wieder geheiratet hatte, ein neues Heim. Dort brachte sie ihr Talent ein, das sie schon als kleines Kind mit dem Gewehr erprobt hatte: Sie ging auf die Jagd und erwies sich als außerordentlich treffsicher: „Ich zog es vor zu schießen, wenn das Wild in Bewegung war. Das gab ihm eine faire Chance und machte mich schnell.“ Mit dem von ihr erlegten Wild soll sie die Hypothek auf dem Haus innerhalb von fünf Jahren abgetragen haben.

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Dann ging es Schlag auf Schlag. 1881 beging der bekannte Kunstschütze Frank Butler den Fehler, sich mit ihr in einem Schießwettbewerb in Cincinnati zu messen. Er verlor zweimal, das Duell und sein Herz an die nur 1,52 Meter große, zierliche Frau. Er zog die Konsequenz daraus, indem er sie heiratete und ihr als Manager und Assistent den Rücken stärkte. Denn der Star wurde sie.

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Spätestens nachdem Oakley von dem Wild-West-Impresario William Cody für seine Buffalo-Bill-Show engagiert worden war, stieg sie zu einer nationalen Ikone auf, die weltweit die Hallen füllte. Zum einen, weil sie eine Frau war, die sich durch Eleganz von Kleidung und Auftreten ganz als Dame gab, die vor Queen Victoria oder dem Papst ihr Kunststücke vorführte. Zum anderen durch eine geradezu perfekte Zielsicherheit, die sie Würfel oder Spielkarten sechs Mal treffen ließ, bevor sie zu Boden fielen. Dem preußischen Kronprinzen und späteren Kaiser Wilhelm II. soll sie eine brennende Zigarette aus dem Mund oder zumindest der Hand geschossen haben; dass sie ihn im Ersten Weltkrieg um einen zweiten Schuss bat, dürfte zumindest eine gut erfundene Geschichte sein.

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Sicher ist, dass Mrs. Frank Butler, wie sie sich privat nannte, für den Krieg gegen Spanien 1898 US-Präsident William McKinley die Aufstellung einer weiblichen Scharfschützentruppe anbot, was dankend abgelehnt wurde. Annie verstand sich auch als Kämpferin für Frauenrechte. So organisierte sie wegen schlechter Arbeitsbedingungen einen Sitzstreik gegen einen früheren Arbeitgeber. Ihre Popularität nutzte sie, um gleiche Bezahlung und das Recht auf Waffenbesitz einzufordern. Sie selbst blieb kinderlos, unterstützte aber oder zog 18 Waisenkinder groß.

Als aufgrund einer Verwechselung mit einer Bourlesque-Tänzerin zahlreiche Zeitungen despektierliche Berichte über Oakley veröffentlichten, zog sie vor Gericht und erstritt die damals exorbitante Summe von 27.000 Dollar. Nachdem ein Eisenbahnunglück sie bereit 1901 schwer mitgenommen hatte, zog sie sich nach einem Autounfall mit ihrem Mann gänzlich aus dem Showbiz zurück. Beide starben 1926 im Abstand von nur wenigen Tagen.

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Filme, Bücher, Comics, Computerspiele und ein Musical zeugen von Oakleys ungebrochener Popularität, die sich im amerikanischen Alltag in ihrem berühmten Bonmot niederschlägt: „Aim at a high mark, and you will hit it“ (Ziele auf ein hohes Ziel, und du wirst es treffen).

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